Benjamin-Blümchen-Folgen



(5) Benjamin auf hoher See

Inhalt:

Es ist ein drückend heißer Tag in Neustadt und die Schwimmbäder sind überfüllt. Zur Abkühlung machen Benjamin und Otto einen Spaziergang an den Hafen. Beim Anblick der vielen Schiffe bekommt Benjamin richtiges Fernweh. Einmal mit einem Schiff zu fahren ist schon ist langem einer seiner großen Träume.

Um sich die Zeit zu vertreiben, spielen Benjamin und Otto Piraten. Im Eifer des Gefechtes klettern sie auf die "Aurora". Niemand scheint an Bord zu sein und die beiden Freunde sehen sich in aller Ruhe um. Im Frachtraum stoßen sie zu Benjamins Entzücken sogar auf Zuckerstückchensäcke. Während sich Benjamin über seine Lieblingsspeise hermacht, fällt die Tür zu. Nachdem die beiden eine Weile vergeblich um Hilfe gerufen haben, schlafen sie ein.

Als sie aufwachen, befindet sich das Schiff mitten auf dem Meer. Kurze Zeit später werden sie vom Koch entdeckt. Der kann zunächst kaum glauben, was da für blinde Passagiere vor ihm stehen und bringt sie zum Käpt'n. Der ist genauso verblüfft, heißt die beiden aber herzlich willkommen. Nach und nach erfahren Benjamin und Otto, dass die "Aurora" ein Bergungsschiff ist. Ihr Ziel ist eine Stelle mitten im Meer, an der vor vierhundert Jahren ein Schiff gesunken ist. An Bord befindet sich ein Schatz, den die Taucher der "Aurora" heben sollen. Doch es kommt zu Komplikationen ...


Bewertung:

Wie so oft bei Benjamin endet ein ganz gewöhnlich begonnener Tag in einem aufregenden Abenteuer, bei dem die kleinen Zuhörer gleichzeitig noch etwas lernen und viel zu lachen haben.

Spannend und lehrreich

Fast jedes Kind wünscht sich so wie Benjamin, mal eine Schiffreise über das Meer zu machen. Man kann nur allzugut nachvollziehen, wie sehnsüchtig der liebe Elefant beim Anblick der vielen Schiffe wird. Er vertraut seinem Freund Otto an, dass er nachts gerne in alten Seemannsbüchern schmökert und sich in all die fernen Länder träumt, von denen dort geschrieben wird. Mittlerweile weiß Benjamin eine Menge über die Seefahrt, so dass Otto ganz beeindruckt von seinen Schilderungen ist. Nicht nur er, sondern auch die Hörer lernen ganz wie nebenbei die verschiedene Schiffsarten kennen, ebenso wie bestimmte Fachausdrücke, wie beispielsweise die "Kombüse".

Dieses Hörspiel konzentriert sich mal wieder - im Gegensatz zu den ebenso zahlreich vertretenden harmlosen Folgen - auf eine nicht-alltägliche Umgebung und einen nicht-alltäglichen Beruf. Für Spannung ist also gesorgt, denn Benjamin und Otto erleben ein für die kleinen Hörer ausgesprochen aufregendes Abenteuer. Sie schleichen sich an Bord eines Schiffes und merken viel zu spät, dass es den Hafen verlassen hat. Den Höhepunkt erreicht die Geschichte bei der Hebung des Schatzes. Wieder einmal begibt sich Benjamin in eine gefahrenvolle Situation, die die Hörer bis zum glückichen Ausgang mitfiebern lässt.

Sehr viel Humor

Für Kinder ist alleine schon die Vorstellung amüsant, wie sich Benjamin und Otto, ganz in ihr Spiel vertieft, an Bord schleichen. Richtig witzig wird ab der Stelle, an der die beiden realisieren, dass sie sich mitten auf hoher See befinden. Der begriffstutzige Benjamin versteht erst gar nicht, wovon Otto redet, als dieser sagt, dass der Leuchttum verschwunden ist: "Meinst du, sie haben ihn weggetragen? Oder abgerissen? Oder vielleicht ein dicker Sturm ...? Aber auch als Benjamin schließlich begreift, reagiert er anders als sein Freund. Während Otto Heimweh bekommt und fast in Tränen ausbricht, ist Benjamin glücklich, dass sein sehnlicher Wunsch erfüllt wurde. Für den verängstigten Otto hat er einen wenig tröstenden Rat parat: "Aber Otto ... Du brauchst doch keine Angst zu haben ... Wir haben doch Zuckerstückchen!"

Die Mannschaft der Aurora nimmt das unerwartete Auftauchen der zwei blinden Passagier mit viel Humor: Während Otto und Benjamin nach ihrer Entdeckung sehr verlegen sind, reagiert der Koch mit einem ungläubigen Lachen. Noch ungläubiger ist der Kapitän, der die Meldung zunächst mit einem: "Donner und Doria, ich glaube, unser Koch ist mal wieder stockbesoffen ..." kommentiert. Aber als er die beiden dann zu Gesicht bekommt, bricht er in schallendes Gelächter aus und verlangt sofort nach einem Fotoapparat. Benjamin ist darüber ziemlich verstimmt, denn "so komisch sind wir nun auch wieder nicht!" "Nee nee", lacht der Kapitän, "nur so schrecklich originell!" ;-)

Auch nachdem die Schiffmannschaft die beiden freundlich in Empfang genommen hat, reißen die Unannehmlichkeiten nicht ab: Als kleinen Denkzettel, weil sie sich unerlaubt an Bord geschlichen haben, müssen sie beim Kartoffelschälen in der Kombüse helfen. "Ist ja wie zuhause", mault Otto. Und der Erzähler kommentiert mit den Worten: "Otto und Benjamin machten sehr ... na, sagen wir, dümmliche Gesichter, als der Koch sie mit ihn die Kombüse nahm. Dort lag tatsächlich ein Haufen Kartoffeln."

Darüberhinaus sind die zwei echte Landratten, denen das Schiffsleben zunächst gar nicht bekommt. "Benjamin, spring nicht über Bord", warnt Otto und Benjamin entgegnet: "Nein nein. Aber die Zuckerstückchen sind über Bord gesprungen ..." Wenig später ist es auch bei Otto soweit: "Ich glaub, ich muss auch mal über die Reeling gucken ... Ade, du schönes Himbeereis ..."

Keine wirkliche Schwäche

Ein wenig schade ist, dass die Stimme des einen Matrosen vom Sprecher des Tierwärters Karl Till Hagen geliehen wird. Karl spielt zwar in dieser Folge nicht mit, aber die meisten Kinder werden mit ihm aus anderen Episoden vertraut sein. Dass plötzlich ein anderer Charakter mit seiner Stimme spricht, könnte für eine kleine Verwirrung sorgen. Das gleiche gilt für die Rollse des Bürgermeisters, die in dieser und einer anderen der ersten Folgen vom gleichen Sprecher wie Herr Tierlieb übernommen wird. Allerdings ist es sowohl bei Benjamin als auch bei den Bibi-Kassetten üblich, dass die Stammsprecher auch mal in kleinen Nebenrollen auftauchen - vor allem in den ersten Episoden.

Dass es eine frühe Folge ist, merkt man auch daran, dass hier der Erzähler noch in der Vergangenheit erzählt. In späteren Folgen erlebt er die Geschichte zeitgleich mit den handelnden Figuren, was mir besser gefällt, weil es lebendiger wirkt und den Spannungsfaktor erhöht.

Zudem hat sich ein zum Glück nicht weiter schlimmer Logikfehler in die Geschichte eingebracht: In der späteren Folge "Benjamin als Pirat" fahren die beiden Freunde extra mit dem Zug an die Nordsee, um mit einem Schiff segeln zu können - da ist keine Rede davon, dass sich Neustadt ohnehin an einem Meer befände. Da es sich bei dieser Episode aber um eine der ersten Produktionen handelte, liegt die Vermutung nah, dass man damals einfach noch nicht soweit gedacht hat, wo man die Stadt geographisch ansiedelt.

Gute Sprecher

Der Kapitän ist genau so, wie sich kleine Hörer einen typischen Seebären vorstellen. Er spricht mit norddeutschem Dialekt und spickt seine Worte vielen seemännischen Ausdrücken wie "Beim Klabautermann" oder "Das ist Seemannsgarn, werden die sagen." Allerdings hat der Sprecher Hans Mahlau auch Übung in diesen Rollen, denn er sprach unter anderem einen Schiffsarzt im Hörspiel "Meuterei auf der Bounty". Desweiteren war er in vielen Rollen - auch unter seinem Pseudonym Hans Meissner - in Karl May-Hörspielen unter der Leitung von Kurz Vethake aktiv.

Diese Folge ist übrigens die letzte, in der der kleine Otto von Alexander Rosenberg gesprochen wird. Ab Episode Sechs übernimmt Frank Schaff-Langhans, der wiederum ab Folge von Katja Primel abgelöst wurde. Die beiden letzteren sind mir nicht nur wegen der zahlenmäßig überlegenen, sondern auch wegen der Stimmen an sich lieber als Rosenberg, dessen Stimme mir im Vergleich mit den anderen beiden zu hell vorkommt und nicht wirklich markant ist - auch wenn er trotzdem einen guten Job macht.

Fazit:

"Benjamin auf hoher See" ist ein sowohl spannendes als auch lustiges Abenteuer auf dem Meer. Kleine Hörer lernen erste Fachbegriffe aus der Welt der Schiffe kennen und werden dabei bestens unterhalten. Sympathische Charaktere und gute Sprecher runden das Bild ab und machen aus der Episode eine der besten Benjamin Blümchen-Folgen überhaupt.

Sprechernamen:

Benjamin Blümchen: E. Ott
Otto: A. Rosenberg
Kapitän: H. Mahlau
Koch: P. Wesp
Taucher: T. Hagen
Bürgermeister: H. Wagner
Erzähler: J. Nottke

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