216 - Der doppelte Dagobert



216 - Der doppelte Dagobert

Produktinfos:
Erscheinungsjahr: 1996
Verlag: Ehapa
Seiten: 254

Die wichtigsten Figuren:
Dagobert Duck: Dagobert ist der reichste Mann der Welt, aber auch der geizigste. Sein Geld bwahrt er in mehreren riesigen Geldspeichern auf und er denkt ununterbrochen daran, es noch zu vermehren. Für sein Alter ist er noch sehr rüstig und um an noch mehr Geld zu gelangen unternimmt er viele waghalsige Reisen und Abenteuer.

Gitta Gans: Gitta ist eine große Verehrerin von Dagobert Duck und wünscht sich nichts sehnlicher, als ihn zu heiraten. Mit allen möglichen Tricks versucht sie, den ewigen Junggesellen für sich zu gewinnen, doch stets ohne Erfolg.

Gundel Gaukeley: Die Hexe Gundel Gaukeley ist eine Erzfeindin von Dagobert. Ihr Ziel ist es, an seinen Glückszehner zu kommen, mit dessen Hilfe sie alles in Gold verwandeln könnte. Bisher ist sie immer gescheitert.

Die Panzerknacker: Die Panzerknacker sind eine Verbrecherbande, deren Mitglieder allesamt identisch aussehen und miteinander verwandt sind. Statt Namen besitzen sie Gefängnisnummern sowie eine obligatorische schwarze Maske. Ihr oberstes Ziel ist es, Dagoberts Geldspeicher zu räumen. Dabei scheitern sie gewöhnlich im letzten Moment immer an ihrer Schussligkeit.

Micky Maus: Micky ist in Entenhausen entweder als eifriger Reporter oder als scharfsinniger Detektiv unterwegs. Dank seiner Intelligenz und seiner Cleverness übernimmt er gerne knifflige Fälle und ist der Polizei dabei meist einen Schritt voraus.

Goofy: Goofy ist der beste Freund von Micky Maus. Im Gegensatz zu ihm ist er trottelig und etwas schwer von Begriff. Das stört ihn aber nicht, da er einen unerschütterlichen Optimismus an den Tag legt. Er ist sehr hilfsbereit und bei allen Abenteuern von Micky mit dabei.

Indiana Goof: Indiana Goof ist ein Vetter von Mickys bestem FReund Goofy, der ihm nicht nur verblüffend ähnlich sieht, sondern auch ähnlich begriffsstutzig und optimistisch ist wie sein Verwandter. Indiana Goof gerät bei seinem Beruf als Archäologe ständig in Abenteuer hinein, bei denen Micky ihn oft unterstützt.

Prof. Zapotek und Prof. Marlin: Die beiden ewig miteinander streitenden Professoren leiten das Entenhausener Musum. Im Keller des Gebäudes befindet sich eine von ihnen entwickelte Zeitmaschine. Micky und Goofy, die mit den beiden befreundet sind, sind in das Geheimnis der Zeitmaschine eingeweiht und unternehmen mit ihr oft im Auftrag der Professoren diverse Reisen.

Kater Karlo: Kater Karlo ist einer der berühmtesten Verbrecher von Entenhausen und daher ein ständiger Widersacher von Micky. Jeder seiner Pläne wird von dem kleinen Detektiv vereitelt, was Karlo immer wieder aufs Neue ärgert.

Inhalt:

»Der Schatz der Inselgötter« (Text: P.McGreal / Zeichnungen: F.Andersen):
Oma Duck und Daisy gönnen sich eine Kreuzfahrt. Mitten auf See geraten sie in einen Sturm und werden dabei von Einheimischen vom Schiff entführt. Als die Ducks zuhause davon erfahren, machen sie sich furchtbare Sorgen und reisen ihnen nach. Auf einer abgeschiedenen Insel finden Onkel Dagobert, Donald sowie Tick, Trick und Track eine Spur der beiden. Hier bekommen sie es mit Seeungeheuern, merkwürdigen Eingeborenen, einer wütenden Göttin und einem Schatz zu tun ...

»Angriff aus der Urzeit« (Text: F.Artibani, A.Bottero, S.Caroti / Zeichnungen: S.Asteriti):
Professor Zapotek und Indiana Goof suchen in Borneo nach den Überresten einer Dinosaurierart. Stattdessen finden sie sogar ein lebendes Dinosaurierjunges und bald darauf stoßen sie auf ganze Herden von Sauriern. Sie lernen einen Wissenschaftler kennen, der mit Hilfe von Gentechnik die Tiere wieder zu Leben erweckt hat. Vergeblich warnt ihn Professor Zapotek davor, dass die Saurier eine Gefahr für die Erde darstellen. Und schon bald geschieht die gefürchtete Katastrophe ...

»Der doppelte Dagobert« (Text: A.Pandini / Zeichnungen: C.Mastantuono):
Wieder einmal unternimmt Gitta einen vergeblichen Versuch, Dagobert zu einer Reise anzuladen. Frustriert fährt sie alleine auf die einsame Berghütte, doch trotz aller Ablenkung kann sie ihren geliebten "Bertel" nicht vergessen. Zur gleichen Zeit landet ein Außerirdischer auf der Erde, ganz in Gittas Nähe. Um nicht durch sein roboterhaftes Aussehen weiter aufzufallen, beschließt er, sich als Erdbewohner zu tarnen. Vorzugsweise als einer, der sich gerade an einem fernen Ort befindet. Seine Wahl fällt ausgerechnet auf Dagobert, weil er bei Gitta ein Foto und eine Feder von ihm entdeckt. Gitta merkt jedoch schnell, dass es sich hier um einen Doppelgänger handelt und ist enttäuscht. Allerdings ist dieser Außerirdische sehr viel netter als der echte Dagobert ...

»Ein Gauner auf Verbrecherjagd« (Text: S.Mezzavilla / Zeichnungen: G.Cavazzano):
Zufällig beobachtet Kater Karlo eines Nachts, wie Micky entführt wird. Zunächst ist er froh, dass sein Erzfeind erstmal aus der Welt geschafft ist. Doch die Entführer entpuppen sich als gefährliche Konkurrenz für ihn und machen die ganze Stadt unsicher. Für Kater Karlo beginnt eine Pechsträhne und er fühlt sich in seiner Verbrecherehre gekränkt. Er beschließt, seine Kollegen zu stellen, um selber wieder der erfolgreichste Dieb der Stadt zu werden. Wer steckt hinter Mickys Entführung und wo hat man seinen Widersacher versteckt ...?

»Hexenmacht und Knacker-Power«(Text: F.Michelini / Zeichnungen: S.Barreira):
Die Panzerknacker greifen wieder einmal unter der Leitung von Opa Knack Dagoberts Geldspeicher an, wie üblich ohne Erfolg. Kurz darauf scheitert auch Gundel Gaukeley an Dagoberts Abwehranlagen. Zum Trost schauen sich alle einen Kinofilm über den Superhelden Super-Duck an. Dabei kommt Gundel die Idee, die Panzerknacker mit ebensolchen Superkräften auszustatten, um endlich gegen Dagobert gewinnen zu können. Beide Parteien schließen sich zu einem Team zusammen. Mit vereineten Kräften soll es ihnen gelingen, gegen Dagobert und seine Neffen zu gewinnen ...

Bewertung:
Das Taschenbuch startet mit einer eher durchschnittlichen Geschichte. »Der Schatz der Inselgötter« hat so viele Turbulenzen zu bieten, dass die Story schon wieder überladen wirkt. Da ist zunächst die Suche nach Oma Duck und Daisy, die Erkundung der seltsamen Insel, die Begegnung mit einem Ungeheuer sowie den fremden Eingeborenen und zum Schluss auch noch die Konfrontation mit einer gefährlichen Göttin. Die Geschichte wirkt insgesamt etwas zusammengeschustert und lässt einen durchgängigen roten Faden vermissen, erinnert daher vielmehr an ein Sammelsurium aus Ideen, die in einen Topf geworfen wurden. Erschwerend kommt hinzu, dass eine der Nebenfiguren, der eingeborene Hawaiianer, ausgesprochen nervtötend gestaltet ist. Er lacht fast pausenlos, kringelt sich am Boden und ist für meinen Geschmack einfach zu albern geraten. Da ist die Inselgöttin, die sympathischerweise an Sodbrennen leidet, schon besser geraten, ist aber auch keine besonders einprägsame oder gar charismatische Figur, wie man ihnen in manch anderem Duck'schen Abenteuer bereits begegnet ist.

Für kleine Lacher sorgt mal wieder Onkel Dagoberts übertriebener Geiz, der sich unter anderem darin äußert, dass er Oma Duck einen Strauß Blumen schenkt, den er in ihrem eigenen Garten gepflückt hat. Später in der Geschichte machen sich die Ducks auf einem schrottreifen Kahn auf die Fahrt, dem Dagobert zum Entsetzen seiner Neffen in typischem Euphemismus "eine Menge Erfahrung" gegenüber den neuen Jachten bescheinigt. Alles in allem ist es eine durchaus ambitionierte Geschischte mit vielen Aspekten wie der Suche nach Daisy und Oma Duck, der Erkundung einer Insel, Gefahren und einer Schatzsuche - allerdings wäre es besser gewesen, sich auf ein oder zwei dieser Aspekte zu beschränken und diese dann dafür konsequenter und geradliniger zu verfolgen.

Eine deutliche Steigerung erwartet den Leser mit dem »Angriff aus der Urzeit«. Indiana Goof-Geschichten bestechen grundsätzlich durch einen besonderen Charme. Hier bekommt der Leser stets aufregende Abenteuer mit viel Humor präsentiert. Zudem ist Indiana Goof ein sehr amüsanter und origineller Charakter. Ähnlich schusselig wie sein Vetter Goofy, ausgestattet mit einem sonnigen Gemüt und dem ständigen Hang, den komplizierten Weg zu wählen. Während Goofy allerdings meist der Mitläufer von Micky ist, ist Indiana Goof auch durchaus selber aktiv und tonangebend. Ein weiterer Bonus ist die Mitmischung der Professoren Zapotek und Marlin, wobei Prof. Marlin nur am Rande mitspielt, da er die Expedition nicht begleitet, sondern in Entenhausen bleibt. Der Inhalt ist stark an "Jurassic Park" angelehnt und gemahnt gleichzeitig an die Gefahren von Eingriffen in die Natur im Allgemeinen und der Genmanipulation im Besonderen.

Dinosaurier tauchen in den LTBs öfters auf, vor allem in Verbindung mit Mickys und Goofys Zeitreisen, weshalb die Story nicht sonderlich originell ist. Trotzdem besitzt sie einen sehr unterhaltsamen Charakter, nicht zuletzt weil sie sehr amüsant präsentiert wird. Gleich mehrfach kommen hier wieder einmal Indiana Goofs geliebte Negritas - eine Lakritzart, die die von ihm geliebt, von den meisten anderen Menschen aber gehasst wird - ins Spiel. Während er einen Triceratops mit ihrer Hilfe zum Freund gewinnt, nehmen zahlreiche andere Dinosaurier vor dem Geschmack Reißaus. Es ist typisch für Indiana Goof, dass ihn das nicht erleichtert, sondern eher beleidigt ... Unterm Strich ist diese Geschichte wie eigentlich alle Indiana Goof-Stories sehr unterhaltsam und eines der Highlights in diesem Band.

Die Titelgeschichte »Der doppelte Dagobert« ist gleichzeitig auch der Höhepunkt des Bandes. Auch wenn sich die Gitta und Dagobert-Geschichten in ihrem Inhalt stets sehr ähnlich sind, versprechen sie doch auch immer solide Unterhaltung, viel Witz und einen Hauch Romantik und Rührung. Der Leser fühlt mit der armen Gitta, die wieder einmal einen herben Korb von ihrem geliebten »Bertel« kassiert. Umso mehr gönnt man ihr, dass ihr in dem netten Außerirdischen das genaue Ebenbild ihres Dagoberts begegnet - mit dem Unterschied, dass er ihre Gefühle erwidert und sogar bereit wäre, für immer in Dagoberts Gestalt zu bleiben. Liebevoll wird geschildert, wie sich die beiden besser kennenlernen und wie Gitta ihrem neuen Freund ihre Welt zeigt, mit all ihren Eigenheiten und Besonderheiten, von duftenden Blumen über sich verteidigende Stinktiere.

Noch schöner ist allerdings Gittas Einsicht, dass es nicht nur Dagoberts Äußeres ist, das sie liebt, sondern auch sein Charakter, so schwierig er auch sein mag. Daran ändert auch nichts, dass ihr der Verstand sagt, dass der Außerirdische sehr viel leichter zu erreichen wäre. Auf niedliche Weise plädiert die Geschichte dafür, auf sein Herz zu hören und zeigt Gitta sogar, dass Dagobert sie letztlich vielleicht doch mehr mag, als er zugeben will.

»Ein Gauner auf Verbrecherjagd« ist eine sehr nette, solide und amüsante Micky-Geschichte, in der Micky bemerkenswerterweise so gut wie gar nicht vorkommt. Stattdessen gebührt die Hauptrolle seinem Erzfeind Kater Karlo, der sich gezwungenermaßen als Detektiv betätigt. Zunächst sieht es für ihn so als, als öffne ihm die Entführung von Micky Tor und Türen für Einbrüche in Entenhausen, aber dann muss er rasch feststellen, dass er ohne Micky viel größere Konkurrenz besitzt. Im Folgenden schlägt sich Karlo also auf die andere Seite und ermittelt wie ein etwas trotteliger Privatdetektiv. Karlo einmal auf der anderen Seite zu sehen, wie er bemüht unauffällig Zeugen befragt und die Verbrecher bespitzelt, ist eine schöne Idee, die dem ewigen Ganoven eine neue Facette verleiht. Nett ist auch das Verhalten seiner Freundin Trudi mitanzusehen, die wie üblich mit ihren Lockenwicklern in den Haaren und dem herrischen Auftreten ein Matronenbild abgibt.

Grundsätzlich sind die besten Kater Karlo-Geschichten die, in denen das Schwarz-Weiß-Schema verwischt wird, wie hier geschehen. Kater Karlo ist nicht einfach nur ein böser Verbrecher, sondern er besitzt auch andere Seiten, auch wenn er natürlich zunächst aus Eigennutz versucht, Micky zu befreien. Auch wenn die typischen Detektivgeschichten mit Micky als seinem Erzfeind nicht schlecht sind, besitzt diese hier den Bonus der originelleren Handlung und der Darstellung von bisher ungeahnten Seiten an Karlo. Schade ist nur, dass das Ende recht abrupt erfolgt, man hätte noch einen schönen gemeinsamen Showdown mit Micky und Kater Karlo inszenieren können.

»Hexenmacht und Knacker-Power« schließlich ist eine solide, wenn auch nicht überdurchschnittliche Abschlussgeschichte. Ihre Besonderheit liegt darin, dass die Ducks es diesmal mit Gundel Gaukeley und den Panzerknackern gemeinsam aufnehmen müssen. Selten schien Dagobert so machtlos gegen die Verbrecherbande und selten waren die Panzerknacker so nah dran, ihr Ziel zu erreichen. Allerdings müssen sie erfahren, dass auch Superkräfte kein Garant für Erfolg sind.

Die technischen Tricks, die Dagobert zur Verteidigung aufbringt, sind wieder einmal Erfindungen vom Feinsten wie eine riesige Faust, die nach der fliegenden Hexe greift. Und auch in höchster Bedrängnis lässt sich Dagobert nicht davon abbringen wie üblich herumzuzetern - so zum Beispiels, als er es empörend findet, dass sich Herr Düsentrieb eine halbe Stunde Zeit für eine wirksame Gegenerfindung erbittet. Der Geschichte fehlt es allerdings an Überzeugungskraft, weil Dagoberts Gegenspieler mehr oder weniger an sich selber scheitern. Der Plan an sich ist aber so gefährlich, dass man sich unwillkürlich fragt, warum es Gundel mit ihrer Hexenmacht nicht schon längst gelungen ist, Dagoberts Abwehranlagen zu überwinden. So scheint Dagoberts Triumph hauptsächlich auf Glück zu basieren und die Ducks müssen sich gar keine komplizierten Strategien ausdenken, was die Geschichte etwas langweilig macht.

Der Fokus dieses Bandes liegt eindeutig auf den Duck-Geschichten, da diese im Verhältnis von drei zu zwei dominieren und Micky in einer Geschichte zudem noch so gut wie gar nicht selber in Erscheinung tritt. Die Storys spielen wie so oft nicht nur in Entenhausen, sondern bringen auch fremdes Abenteuerflair mit sich, indem die Ducks auf eine Insel und Micky und Indiana Goof in den Dschungel reisen und ein Außerirdischer eine Stppvisite macht. Mit fünf Geschichten sind hier zwar nicht so viele wie in manch anderem Band versammelt, aber die Ausgewogenheit ist mit den vielen verschiedenen Thematiken und Schauplätzen gut gelungen und sorgt für genug Abwechslung.

Fazit:
Drei sehr unterhaltsame Geschichten machen den Band zu einem gelungenen LTB, auch wenn die Anfangs- und die Schlussgeschichte weniger überzeugend sind. Besonders erfreulich ist das Mitspielen von Indiana Goof sowie der besonderen Rolle von Kater Karlo, die ihm in seiner Geschichte zukommt. Unterm Strich ist dieser Band gelungen und für Freunde der Disney-Comics ein echtes Muss.

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