217 - Die Formel des Reichtums



217 - Die Formel des Reichtums

Produktinfos:
Erscheinungsjahr: 1996
Verlag: Ehapa
Seiten: 254

Die wichtigsten Figuren:
Donald Duck: Donald ist ein chronischer Pechvogel, meistens arbeitslos und fast ständig in irgendwelchen Schwierigkeiten. Da er immer bei seinem Onkel Dagobert hoffnungslos verschuldet ist, muss er für ihn oft abenteuerliche Dinge erledigen. Donald ist sehr jähzornig, im Grunde aber ein gutherziger Charakter. Bei ihm leben seine drei cleveren Neffen Tick, Trick und Track.

Dagobert Duck: Dagobert ist der reichste Mann der Welt, aber auch der geizigste. Sein Geld bwahrt er in mehreren riesigen Geldspeichern auf und er denkt ununterbrochen daran, es noch zu vermehren. Für sein Alter ist er noch sehr rüstig und um an noch mehr Geld zu gelangen unternimmt er viele waghalsige Reisen und Abenteuer.

Gitta Gans: Gitta ist eine große Verehrerin von Dagobert Duck und wünscht sich nichts sehnlicher, als ihn zu heiraten. Mit allen möglichen Tricks versucht sie, den ewigen Junggesellen für sich zu gewinnen, doch stets ohne Erfolg.

Gundel Gaukeley: Die Hexe Gundel Gaukeley ist eine Erzfeindin von Dagobert. Ihr Ziel ist es, an seinen Glückszehner zu kommen, mit dessen Hilfe sie alles in Gold verwandeln könnte. Bisher ist sie immer gescheitert.

Micky Maus: Micky ist in Entenhausen entweder als eifriger Reporter oder als scharfsinniger Detektiv unterwegs. Dank seiner Intelligenz und seiner Cleverness übernimmt er gerne knifflige Fälle und ist der Polizei dabei meist einen Schritt voraus.

Gamma: Gamma ist ein Außerirdischer, der mit Micky befreundet ist und ihn oft zu Abenteuern ins Weltall mitnimmt. Eine seiner Besonderheiten ist seine praktische Hose, in der er scheinbar Sachen von jeder Größe unterbringen kann.

Inhalt:
»Der Zwillingsschnabel« (S: D.Rawson+P.McGreal / Z: F.Andersen):
Onkel Dagobert erbt das Tagebuch eines alten Freundes aus Goldgräberzeiten. Darin ist das Foto eines seltsamen Felsen enthalten, der aussieht wie ein doppelter Entenkopf mit zwei Schnäbeln. Laut seinem verstorbenen Freund soll sich dort in der Nähe ein Tal mit sagenhaften Goldvorkommen liegen. Allerdings schreibt er auch von einem gefährlichen bärenartigen Wesen, scheinbar einem Yeti, das ihn davon abhielt, sich selber das Gold zu holen. Dagobert aber kennt keine Angst und macht sich mit Donald und den Neffen Tick, Trick und Track auf eine gefährliche Reise zum Zwillingsschnabel ...

»Modische Kometenschweife« (S: F.Michelini / Z: M.de Vita):
Minni überrascht ihren Freund Micky mit einer außergewöhnlichen Frisur. Kurz danach trifft Micky auf seinen alten Freund Gamma, der genau zu dem Thema etwas mit ihm besprechen will. Auf seinem Planet hat ein neuer Friseur eröffnet, der den kleinen Kometen wilde Haarprachten verpasst. Die Kometen sind dadurch so abgelenkt, dass sie ihre Aufgabe, die Abwehr von Strahlenangriffen, völlig vernachlässigen. Damit ist der gesamte Planet in Gefahr, das Kommunikationszentrum bereits zerstört und niemand weiß, woher die Strahlen kommen. Micky versucht, seinem Freund zu helfen ...

»Die wunderbare Ferienwelt«: Die Sommerferien in Entenhausen haben begonnen und die Urlauber strömen alle ins Ausland. Onkel Dagobert ist frustriert, denn seine einheimischen Hotels stehen leer. Kein Wunder, da die Leute lieber außergewöhnlichen Urlaub am Palmenstrand oder in den Alpen verbringen. Da kommt Onkel Dagobert die Idee, alle bekannten und beliebten Urlaubsziele in einem Ferienpark künstlich nachzubauen. Die Leute sind begeistert und das Geschäft boomt. Dafür gibt es andere Probleme, denn nun bleiben die Orte im Ausland leer ...

»Das verlorene Gedächtnis« (S: F.Corteggiani / Z: G.Cavazzano):
Hubert Bogart ist ein erfolgloser, aber auch der einzige Privatdetektiv Enthausens. Eines Tages erhält er Besuch von Dagobert Duck, der ein wichtiges Anliegen hat: Dagobert leidet an einem Gedächtnisausfall. Er hat die Kombination zu seinem Geldspeicher vergessen und ist verzweifelt. Dagobert bietet dem Detektiv eine Million Taler, wenn er diese Erinnerung wiederfindet. Gemeinsam durchstreifen sie Entenhausen in der Hoffnung die Stelle wiederzufinden, an der Dagobert die Zahlen vergessen hat ...

»Das verhexte Pokal-Finale« (S: B.Sarda / Z: S.Ziche):
Gundel Gaukeley verfolgt im Radio ein Spiel ihrer Lieblingsfußballmannschaft, als sie Besuch von ihrer Hexenfreundin Mona erhält. Die beiden sind jedoch Fans von unterschiedlichen Fußballmannschaften, die heute um den Pokal gegeneinander antreten. Prompt geraten sie in Streit darüber, wer von beiden gewinnen wird. Für Gundel steht fest, dass sie ihren "Blauen" unbedingt helfen muss, notfalls mit Hexerei. Sie fährt zum Spielerhotel und verkleidet sich als Hotelangestellte, um ihrer Mannschaft die nötigen Hilfsmittelchen ins Essen zu mischen. Gerade noch rechtzeitig fällt ihr aber ein, dass der Zaubertrank bei den Dopingkontrollen entdeckt würde. Also muss sie sich einen anderne Zauber ausdenken, um ihren Lieblingen zu helfen ...

»Die Formel des Reichtums« (S: C.Panaro / Z: R.Scarpa):
Gitta begegnet ihrem Dagobert auf der Straße, der ausnahmsweise nicht vor ihr Reißaus nimmt. Stattdessen erzählt er ihr, dass ihn die Eintönigkeit seines Lebens furchtbar langweilt. Zur Ablenkung läd ihn Gitta in ein China-Restaurant ein. Als Dagobert jedoch ahnt, dass sie danach mit ihm spazieren gehen will, flüchtet er durch den Hinterausgang. Gitta ist bitter enttäuscht und wird vom chinesischen Koch getröstet. Der Mann erkennt, dass Gitta Dagobert aufrichtig liebt und erzählt ihr von der sagenumworbenen Formel des Reichtums. Mit ihrem Besitz rechnet sich Gitta Chancen auf Dagobert aus. Leider hört auch Dagobert das Gespräch mit, so dass beide gleichzeitig nach China aufbrechen, um vom Onkel des Kochs Näheres über die Formel zu erfahren. Für Gitta und Dagobert beginnt eine abenteuerliche Reise durch China und ein Wettlauf um die Formel ...

»Die Piratenkönigin« (S: B.Langhans / Z: J.Bernado):
England im 18. Jahrhundert: Der böse Prinz Chester stiehlt seiner Schwester Elli die Königskrone und verbannt sie aus seinem Reich. Aus der Prinzessin wird Piraten-Elli, die Anführerin einer Seeräuberbande. Sie rächt sich an ihrem Bruder, indem sie seine Flotten versenkt. Aber nicht nur Elli ist dem König und seiner herrschsüchtigen Frau ein Dorn im Auge, sondern auch Käpt'n Minni, die sich mit ihren treuen Begleitern Micky und Goofy gegen sie stellt. Auf dem Meer kommt es zu einer Schlacht zwischen Minni, Micky, Goofy und Piraten-Elli samt ihren Anhängern. Als sich jedoch herausstellt, dass beide Parteien Feinde von König Chester sind, beschließen sie, gemeinsame Sache zu machen ...

Bewertung:
»Der Zwillingsschnabel« bildet den Auftakt und entführt den Leser sogleich in abenteuerliche Gefilde. Wie so oft ignoriert Onkel Dagobert beim Gedanken an einen Goldschatz alle möglichen Gefahren, während der ängstliche Donald am liebsten sofort wieder nach Hause fliegen würde. Die Story an sich bleibt zwar eher blass, besticht nicht gerade durch eine überragende Pointe oder interessante Nebencharaktere. Vor allem wenn man schon viele andere LTBs kennt, ist es ein alter Hut, dass die Ducks mal wieder in ein fernes Land aufbrechen, um einem Schatz nachzujagen. Die Geschichte ist dennoch unterhaltsam, weil einerseits lange Zeit offen bleibt, ob sie tatsächlich den versprochenen Schatz finden und weil andererseits der Weg dorthin mit einigen Turbulenzen versehen ist. Die Ducks müssen sich durch finstere Wälder, Steinschluchten und über reißende Flüsse schlagen, begegnen wilden Bären, einem fremden Stamm von Eingeborenen und einer Horde Yetis. Dabei bangen sie manchmal um ihr Leben, um kurz darauf als Götter verehrt zu werden. Für Abwechslung ist also gesorgt - ebenso wie für Humor. Der arme Donald fällt in einen Fluss und droht den Wasserfall hinabgerissen zu werden. Das ist eine echte Herausforderung für seine Neffen, die ganz begeistert von der Gelegenheit sind, sich ihre "Fähnlein-Fieselschweif-Lebensrettungs-Ehrennadel" zu verdienen. Leider misslingt die Rettungsaktion und Donald überlebt ohne Hilfe seiner Neffen, die dies traurig mit "Da geht sie hin, die Ehrennadel" quittieren. Die Geschichte ist kein Highlight, bietet aber einen soliden und unterhaltsamen Beginn mit abenteuerlichem Flair.

»Modische Kometenschweife« ist allein schon deshalb eine lesenswerte Story, weil Gamma einen Auftritt hat. Der lustige Außerirdische sorgt nicht nur bei Micky, sondern auch bei den Lesern stets aufs Neue für Verblüffung mit seinen galaktischen Problemen. Auch diesmal ist es ernst, schließlich ist sein ganzer Planet in Gefahr. Trotzdem ist die Geschichte auch außerordentlich süß, was an den kleinen Kometendamen liegt, die sich nur noch um ihre Frisuren kümmern. Die gelben Sternchen tragen neuerdings buschige Schweife und überdimensionale Schleifchen und denken offenbar nur noch an ihr hübsches Aussehen. Der arme Gamma wird dadurch zur Verzweiflung getrieben, die ihn im Extremfall sogar mal zum Schmelzen bringt. Die Krimistory rückt dabei eher in den Hintergrund. Micky muss nicht lange grübeln, um den Schurken zu entlarven und auch der Leser ahnt bereits auf den ersten Seiten, wer hinter den galaktischen Vorfällen steckt. Die Geschichte unterhält trotzdem gut, nicht zuletzt, weil es mit Gamma immer abenteuerliche Entdeckungen gibt. Auch wenn man schon einige seiner Stories gelesne hat, kann man nie wissen, mit welcher verückten Erfindung oder Eigenart er einen diesmal überrascht. Unterm Strich wird einem hier solider Durchschnitt geboten; kein Höhepunkt, aber auch absolut keine schwache Geschichte.

»Das verlorene Gedächtnis« ist eine durch und durch amüsante Geschichte, die einen der Höhepunkte dieses Bandes bildet. Hier werden auf nette Weise alle möglichen Detektiv-Klischees aufgegriffen und parodiert. Der Privatschnüffler trägt Trechcoat und Schlapphut, sein Name "Hubert Bogart" erinnert verdächtig an einen allseits bekannten Film Noir-Schauspieler, strömender Regen fällt vom Himmel, ein mysteriöser Brief wird unter der Tür durchgeschoben an "einem jener scheußlichen Tage", wie es in Groschenheftchen so gerne heißt. Auch der Plot verspricht Spannung und eine gute Handlung, denn Dagoberts Gedächtnisverlust könnte gravierende Folgen haben. Nichts ist schlimmer für den alten Geizhals, als nicht zu seinen geliebten Talern gehen zu können und jede Minute, die er von seiem Geld getrennt ist, bedeutet für ihn eine Qual. Für Hubert Bogart steht fest, dass Dagobert seine Erinnerung am ehsten durch einen Schock wiedererlangt. Daher lässt er sich auf ihrer Wanderschaft durch Entenhausen alles Mögliche einfallen, um seinen Auftraggeber zu erschrecken - und geht dabei äußerst unorthodox vor. Die Auflösung beinhaltet zwar keine große Pointe, bietet aber eine nette Pointe, die dem Leser die Geschichte in gutem Gedächtnis behalten lässt. Hubert Bogart ist zudem eine lustige Nebenfigur, sympathisch trotz oder gerade wegen seiner Schusseligkeit, der man ruhig häufiger in einem LTB-Comic begegnen dürfte. Einziger Schönheitsfehler ist eigentlich nur, dass die Bezeichnung "einziger Detektiv von Entenhausen" nicht ganz zutreffend ist - denn niemand dürfte mehr Verbrechen aufklären als Micky Maus. Da sich die Wege der Ducks mit Micky allerdings nur sehr selten kreuzen (obwohl es gemeinsame Geschichten mit ihnen gibt), die Enten- und Mäusegeschichten also meist unabhängig voneinander ablaufen, darf man über diesen "Fehler" hinwegsehen.

»Das verhexte Pokal-Finale« stellt die Hexe Gundel Gaukeley in den Vordergrund. Das Besondere an der Geschichte ist, dass sie es hier ausnahmsweise nicht auf Dagoberts Glückskreuzer abgesehen hat, sondern sich nur für ihre Fußballmannschaft interessiert. Die gängigen Gundel-Geschichten sind für Kenner recht vorhersehbar, weil sie immer einem ähnlichen Strickmuster folgen: Gundel entwickelt eine neue Methode um Dagobert anzugreifen, erntet zunächst Erfolg, ehe die Ducks doch noch in letzter Sekunde zurückschlagen und die Hexe wutentbrannt abziehen muss. Wie es der Zufall will, muss sie auf dem Weg zum Spielerhotel an Dagoberts Geldspeicher vorbeifliegen, der sie sofort mit Knoblauchknollen bombardiert und verblüfft registrieren muss, dass Gundel etwas ganz Anderes im Sinn hat. Hier lernt man mal eine andere Seite von Gundel kennen, so dass die Hexe einem geradezu sympathisch wird. Jeder Fan einer Sportmannschaft wird sein eigenes Leid wiederfinden und nachvollziehen, wie gerne Gundel ihre "Blauen" unterstützen würde, damit sie den Pokal gewinnen. Das ist selbst für eine Hexe kein leichtes Unterfangen, denn der Zauber muss unauffällig genug sein, dass ihn niemand bemerkt. Gundel nimmt einige Schwierigkeiten in Kauf für ihre Lieblinge, bei der man sie als Leser gern begleitet. Abgerundet wird die Geschichte durch ein ein nettes und versöhnliches Ende, das keine Wünsche offen lässt.

Die Titelgeschichte »Die Formel des Reichtums« ist zugleich das Highlight des Bandes. Alleine formal ragt sie schon heraus, da sie in zwei Teile gegliedert ist, von denen jeder so lang wie eine durchschnittliche normale Geschichte ist. Den Leser erwartet hier eine wunderschöne und zugleich witzige Story ohne Albernheiten und dafür mit einer weisen Aussage. Zu Beginn deutet alles auf eine typische Gitta-Dagobert-Geschichte hin. Gitta läd ihren Dagobert ein und will die Gelegenheit zur Annäherung nutzen; ihr Angebeter wittert jedoch rechtzeitig ihr Vorhaben und macht sich eilig davon. Die Erzählung von der sagenumwobenen Formel führt beide allerdings schnell wieder zusammen. Widerwillig reist Dagobert mit Gitta nach China. Im Flugzeug belegen sie noch unterschiedliche Klassen, doch in China schlagen sie sich gemeinsam durch. Sie übernachten im Haus von Onkel und Tante des Entenhausener Kochs, die ihnen den Weg zur Formel beschreiben, sie kämpfen sich durch die Wüste und machen Station bei Nomaden. Mit Teamwork trotzen sie den Gefahren von reißenden Flüssen, Hitze und Durst. Wider Willen muss Dagobert erkennen, dass Gitta doch nicht so unausstehlich ist, wie er immer gedacht hat. Im Gegenteil sie erweist sich als äußerst hilfreiche Gefährtin, so dass er am Ende fast ins Grübeln gerät, ob sie sich nicht doch, eines fernen Tages, als gute Ehefrau eignen würde - aber das hat noch Zeit, denn schließlich sind beide, nach seiner Aussage, noch viel zu jung zum Heiraten!

Die Liebe ist das Wichtigste Gut auf Erden, das ist die Lehre, die hinter der Geschichte steckt. Dass auch der geldgierige Dagobert diese Aussage begreift, ist nicht zuletzt der verdienst des freundlichen chinesischen Ehepaares Do-Min und Ni-Pan, das ihnen bei der Suche nach der Formel hilft. Seit fünfzig Jahren sind die beiden nunmehr verheiratet und imemr noch verliebt wie am ersten Tag -im vollen Bewusstsein, dass nichts wertvoller ist als ihre Gefühle zueinander. Mit weiblicher Intuition erkennt Do-Min, dass Dagobert seine Gitta mehr schätzt als er zugibt, so dass sie ihren Teil dazu beiträgt, dass sich die beiden zwangsläufig näherkommen. Auch für Humor ist natürlich gesorgt, denn Dagobert kann selbst in größter Todesnot nicht aufhören, an sein Geld zu denken. Besonders deutlich wird dies, als er und Gitta in der Wüste kurz vorm Verdursten stehen und Dagobert ächzend zugibt, dass er glatt einen Taler für ein Glas Wasser zahlen würde - allerdings korrigiert er sein Angebot sofort auf einen halben Taler herunter, denn man will ja nicht gleich übertreiben ... Die Story besticht durch eine perfekte Mischung aus Spannung, abenteuerlichen Ereignissen in exotischer Fremde, einem Schuss Humor und einem Hauch Romantik, so dass jeder Fan der Disney-Geschichten vollends befriedigt wird. Bemerkenswert gelungen sind auch die Zeichnungen von Romano Scarpa, der zu den berühmtesten italienischen Disney-Zeichnern gehört und der auch hier wieder einmal seine Kunstfertigkeit bewies. Vor allem die Mimiken von Dagobert und Gitta - Gitta ist übrigens eine seiner ureigenen Schöpfungen - sind sorgfältig und bis ins kleinste Detail liebevoll gestaltet. Die Landschaftsmalereien bezaubern mit Farbenpracht, ohne dabei je zu knallig oder plakativ zu werden. Stattdessen werden dezente, oft pastellene Töne eingsetzt, die dem disneyschen China eine harmonische Atmosphäre gewähren.

Den einzigen Schwachpunkt dieses Bandes bildet die Abschlussgeschichte »Die Piratenkönigin«. Der Hauptgrund ist weniger die Handlung selber, sondern liegt vielmehr in der Figur der Titelgestalt, eben jener Piraten-Elli. Ihr fehlt es an Charisma und Nachhaltigkeit. Zwar ist es keine schlechte Idee, ihr gewisse prinzessinenhafte Gebaren anzugedeien, weshalb sie beispielsweise eine "Buddel voll Mineralwasser" statt Rum verlangt. Aber ansonsten kommt sie weder besonders interessant noch lustig oder auch nur allzu sympathisch herüber, wie es für die Hauptfigur eigentlich sein sollte. Merkwürdig ist zudem, dass sie als einziger Charakter ein vollkommen menschliches Gesicht trägt und nicht wie üblicherweise alle LTB-Figuren einem Tier nachempfunden wurde. Bezeichnderweise ist eine Nebenfigur aus ihrem Regiment deutlich witziger und auffallender geraten, nämlich ihre Kumpanin Trixi, die immer wieder an der Damenhaftigkeit ihres Käpt'ns verzweifelt. Trixi wurde passenderweise einem Schwein nachempfunden und führt sich meist sehr borstig und burschikos auf, was spannender ist als die eher langweilige Piraten-Elli. Auf der Gegenseite fehlt es ebenso an ausgefallenen Charakteren. Das böse Königspaar ist einfach nur unsympathisch, ohne dabei, wie andere Schurken, eventuell noch clever zu wirken; auch der Zauberer Melwin, für den offenkundig der legendäre Merlin als Vorbild herhalten muste, wird seiner Vorlage nicht gerecht. Micky, Minni und Goofy stoßen erst nach einigen Seiten überhaupt ins Geschehen hinzu und sind einer der wenigen Lichtblicke. Da sie aber im Grunde nur Randfiguren bleiben, können sie die Geschichte nicht retten. Ebensowenig wie die Handlung, die recht konfus ist und am Ende sehr konventionell und ohne jede Überraschung ausklingt. Alles in allem eine Geschichte, die sich sowohl zeichnerisch als auch inhatlich sehr stark vom Rest des Bandes abhebt und getrost übelesen werden kann - schade, denn der Piratenhintergrund hätte deutlich mehr an Möglichkeiten geboten.

Fazit:
Fünf guten bis sehr guten Geschichten steht lediglich eine schwache Story gegenüber, so dass der Band insgesamt sehr lesenswert ist. Sowohl Freunde der Duck-Abenteuer als auch von Micky kommen auf ihre Kosten, wobei der Fokus eindeutig auf den Entengeschichten liegt. Dafür spielt der nette Außerirdische Gamma in einer Micky Geschichte mit. Unangefochtener Höhepunkt ist die zweiteilige Titelstory, die durch fabelhafte Handlung und Zeichnungen beeindruckt. Insgesamt ein sehr lesenswerter Band der LTB-Reihe.

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