73 - Micky greift ein (Das falsche Gespenst)



73 - Micky greift ein (Das falsche Gespenst)

Produktinfos:
Erscheinungsjahr: 1980
Verlag: Ehapa
Seiten: 254

Die wichtigsten Figuren:
Micky Maus: Micky ist in Entenhausen entweder als eifriger Reporter oder als scharfsinniger Detektiv unterwegs. Dank seiner Intelligenz und seiner Cleverness übernimmt er gerne knifflige Fälle und ist der Polizei dabei meist einen Schritt voraus.

Goofy: Goofy ist der beste Freund von Micky Maus. Im Gegensatz zu ihm ist er trottelig und etwas schwer von Begriff. Das stört ihn aber nicht, da er einen unerschütterlichen Optimismus an den Tag legt. Er ist sehr hilfsbereit und bei allen Abenteuern von Micky mit dabei.

Minni Maus: Minni ist die Freundin von Micky. Sie besitzt ein energisches Temperament, ist leicht beleidigt und neigt häufig dazu, Micky zu kritisieren. Auf der anderen Seite kann sie jedoch auch sehr einfühlsam sein.

Klaraballa Kuh: Klarabella ist Minnis beste Freundin und besitzt einen etwas naiven Charakter.

Rudi Ross: Rudi ist mit Klarabella Kuh liiert und ein guter Freund von Micky und Goofy. Er ist manchmal etwas begriffstutzig, dafür aber handwerklich sehr begabt.

Kommissar Hunter: Er ist der Chef der Entenhausener Polizei. Er ist ein netter und gutmütiger Polizist, der seine Fälle aber oft nur mit Mickys Hilfe löst. Häufig arbeitet er mit dem ewig schlecht gelaunten Inspektor Issel zusammen, der sich immer wieder über Mickys Erfolge ärgert.

Inhalt:

Micky und der Herden-Trieb (S: A+.G.Barosso/Z: M.Rota):
Goofys Onkel Gabriel besitzt eine Viehzucht und will einen Teil seiner Rinder auf dem Markt an einen Freund verkaufen. Da er für die Reise zu alt ist, übernimmt Goofy diese Aufgabe. Gemeinsam mit Micky und Rudi wird die Herde nach Ochsenhausen geführt. Doch in der Stadt angekommen erfahren sie, dass sich Onkel Gabriels Freund in den Ruhestand zurückgezogen hat. Das Geschäft wurde von Karl Ohnesorg übernommen, der gleichzeitig auch noch das Amt des Bürgermeisters inne hat. Micky und Rudi ahnen nicht, dass Herr Ohnesorg mit seiner Bande hinter den Viehdiebstählen der Gegend steckt. Als er erfährt, dass Goofy die Herde allein bewacht, lässt er ihn überfallen. Micky, Goofy und Rudi machen sich sofort auf die Suche nach den verschwundenen Rindern. Aber es kommt noch schlimmer, als auch Minni und Klarabella entführt werden ..

Micky und die Blütenmeer-Blüten (S: G.Martina/Z: G.Carpi):
Goofy erzählt Micky von einem seltsamen Erlebnis: Ein fremder Mann schenkte ihm auf der Straße einen Hundert-Taler-Schein und stellt sich dabei als "Blütenmeer" vor. Micky kommt die ganze Angelegnheit seltsam vor und sie erkundigen sich bei Kommissar Hunter. Von ihm erfahren sie, dass dieser Mann den ganzen Tag lang Scheine an Passanten verteilte. Anschließend rief er die Polizei an und behauptete, es handele sich dabei um perfekte Fälschungen. Blütenmeer verlangt eine Million Taler, anderenfalls droht er, Unmengen von Falschgeld in Umlauf zu bringen. Micky und Goofy machen sich auf die Suche nach ihm ...

Saure-Gurken-Zeit (S: O.Pavese/Z: S.Asteriti):
In Entenhausen werden in letzter Zeit mehrere Lebensmittelgeschäfte überfallen. Dabei werden ausschließlich saure Gurken gestohlen. Die liefernde Gurkenfirma gehört einem gewissen Siggi Sauer, dem Micky kurz darauf bei Minni begegnet. Siggi Sauer und Minni kennen sich von der Nachbarschaftshilfe. Zu Mickys Ärger macht er Minni den Hof, macht ihr Geschenke und versucht alles Mögliche, um sie Micky auszuspannen. Während Micky hofft, dass Siggi Sauer von der Bildfläche verschwindet, geht er den Gurkendiebstählen auf die Spur ...

Das unfehlbare "Roskop" (S: G.Martina/Z: L.Gatto):
Goofys Horoskop rät ihm, eine günstige Geldangelegenheit wahrzunehmen. Prompt bietet ihm ein Mann 25000 Taler für sein Haus und Goofy willigt sofort ein. Micky ist misstrauisch, schließlich ist Goofys Bruchbude nicht einmal 5000 Taler wert. Doch das Geschäft ist rechtens und der neue Besitzer ist bereits dabei, das Haus fleißig zu renovieren. Trotzdem ahnt Micky, dass der Mann einen Hintergedanken hat. Was für einen Vorteil könnte ihm Goofys Haus verschaffen? Ist dort etwa ein Schatz versteckt?..

Micky und die Bomben-Sache (S: G.Martina/Z: P.de Vita):
Micky und Goofy werden auf der Straße beinah von einem Auto überfahren. Sie können noch gerade zur Seite springen und sich retten. Kurz darauf entdecken sie das parkende Auto ein paar Meter weiter. Der Fahrer ist verschwunden, aber die Papiere indentifizieren den Besitzer als den Zweiten Bürgermeister, dem es vermutlich gestohlen wurde. Micky und Goofy machen bei Kommissar Hunter Meldung und fahren anschließend in Skiurlaub. Dabei werden sie von einer Lawine erfasst. Als sie erwachen, befinden sie sich gefesselt und geknebelt in einem Heizungskeller. Dahinter steckt der Gangster Didi Dynamo. Er hat Minni entführt, um Micky zu erpressen ...

Ein Gespenst, das keines war (S: G.Martina/Z: G.Carpi):
Goofy sucht auf dem Speicher nach seiner Geburtsurkunde. Dabei fällt er von der Leiter und wird unter einem Berg Bücher begraben. Als Micky seinen Freund kurz darauf besucht, bemerkt er eine seltsame Veränderung an Goofy: Er ernährt sich plötzlich von Büchern und kennt anschließend den Inhalt der Texte. Aus Sorge um seinen Freund übernachtet Micky bei ihm. Punkt Mitternacht erhebt sich Goofy plötzlich und schlafwandelt durch die Gegend. Micky folgt ihm, bis sie bei einer alten Burg ankommen, in die Goofy geradewegs hineinmarschiert. Hier erwartet die beiden ein Gespenst ...

Goofy und der Bärenhunger (Z: M.Gonzales):
Goffy macht mit Micky und dessen Neffen einen Ausflug in den Wildpark. Dabei bekommen se es auch mit hungrigen Bären zu tun ...

Bewertung:

"Micky greift ein" war seinerzeit eines meiner ersten Lustigen Taschenbücher. Die Ausgabe ist mittlerweile so zerfleddert, dass ich mir eine neue besorgt habe. Mit der Distanz der Jahre und des Alters hat dieser Band durchaus einiges an Faszination eingebüßt, aber trotzdem ist es unterm Strich ein mehr als solider Comicband mit überwiegend gelungenen und amüsanten Geschichten.

Den Auftakt bildet »Micky und der Herden-Trieb«, dessen wenn auch etwas seltsamer Titel darauf hinweist, dass es sich hier um eine Geschichte mit Cowboy- und Wildwestatmosphäre handelt. Wieder einmal kann Micky nicht inkognito verreisen, sondern wird in ein Verbrechen verwickelt, das schließlich sogar in der Entführung von Minni und Klarabella mündet. Gerade weil es nicht nur um Viehdiebstähle, sondern auch um das Verschwinden der beiden Frauen geht, ist die Geschichte actionreich und angenehm dramatisch. Trotzdem hat man hier Möglichkeiten in Sachen Spannung verschenkt, denn der Leser erfährt bereits beim ersten Auftreten des Bürgermeisters, dass er einen Überfall plant. Hier gibt es kein Rätselraten um die Täterschaft, sondern man ist informeirt, noch ehe Micky und seine Freunde auch nur eine Ahnung haben. Das ist schade, schließlich hätte man stattdessen erst einmal geheimhalten können, wer die Herde gestohlen hat und neben dem Bürgermeister noch weitere Kandidaten als potentielle Täter präsentieren können. Auch wenn in Mickys Fällen letztlich immer alles von ihm aufgeklärt wird, macht so ein bisschen Mitraten doch viel mehr Spaß.

Als Ausgleich für die mangelnde Spannung ist die Story sehr humorvoll, wofür mal wieder vor allem Goofy sorgt. In zahlreichen Geschichten kommt seine weitverzweigte Verwandtschaft zum Einsatz und hier lernt man seinen Onkel und seine Tante kennen, die ihm natürlich auch beide recht ähnlich sehen (auch wenn nur seine Tante mit ihm blutsverwandt ist). Nett ist alleine schon, wie Goofy zu Micky über seinen Onkel Gabriel spricht, der "mit der Schwester vom Sohn meiner Großmutter" verheiratet ist - woraufhin der arme Micky erst einmal über die familiären Verhältnisse nachgrübeln muss. Nur lustig für den Leser sind Goofys Sänger-Ambitionen, die er während des Viehtriebs hemmungslos mit der Gitarre seines Onkels auslebt - sehr zum Missfallen seiner Freunde und der Rinder! Insgesamt weiß die Geschichte gut zu unterhalte, was vor allem auf das ausgefallene Wildwest-Setting zurückzuführen ist.

Eines der Highlights des Bande ist zweifellos die Geschichte um »Micky und die Blütenmeer-Blüten«. Im Gegensatz zur vorherigen Story darf der Leser hier miträtseln, was genau hinter dem Verbrechen des seltsamen Herrn Blütenmeer steckt. Nicht nur Micky kommt es sehr merkwürdig vor, dass er reihenweise so viel Geld unter den Passanten verteilt. Noch ungewöhnlicher wird es, als Kommissar Hunter berichtet, dieser Blütenmeer habe selbst durch einen Anruf behauptet, es handele sich dabei um Falschgeld, das er in den Entenhausener Umlauf bringen wolle. Und am ungewöhnlichsten überhaupt ist die Tatsache, dass niemand trotz intensiver Überprüfungen in der Lage ist, das Blütenmeer-Geld als Falschgeld zu entlarven. Hier muss Micky all seinen detektivischen Verstand, um hinter den Plan des Gauners zu kommen. Sehr schön ist, dass daraufhin nicht sofort die problemlose Überführung erfolgt, sondern Micky und Goofy erst noch selber in eine brenzlige Lage geraten - die meiner Meinuntg nach leider dann eher durch dumme Zufälle als durch Vorsatz gelöst wird, was der ansonsten sehr gelungenen Story ein kleines Manko verpasst. Ein netter Running Gag, der sich durch die Geschichte zieht, ist Goofys Bewunderung für seinen Milchmann, den er als ersten zu dem Blütenmeer-Geldschein befragte, weil ein Milchmann seiner Meinung nach sehr gut über Falschgeld und echtes Geld Bescheid wisse. Am Ende möchte er ihm sogar eine Belohnung zukommen lassen, doch Micky rät ihm verständlicherweise deutlich davon ab.

Qualitativ ein wenig abwärts geht es mit der Geschichte »Micky und die Saure-Gurken-Zeit«, allerdings betrifft das nur die rein kriminalistische Handlung. Diese ist nämlich ausgesprochen vorhersehbar. Auch wenn das Motiv des Täters, der reihenweise in Lebensmittelgeschäfte einbricht und Gurkengläser ausleert, recht lange im Dunkeln bleibt und höchstens erahnt werden kann, besteht über seine Identität kein Zweifel. Die Hinweise sind so überdeutlich, dass der Leser sich sofort darüber im Klaren ist, während Micky dafür ein bisschen länger braucht. Als kleine Entschädigung dafür ist es sehr amüsant mitzuerleben, wie sich Micky und der schleimige Siggi Sauer um Minnis Gunst streiten. Siggi Sauer ist deutlich größer als Micky und nutzt jede Gelegenheit, um seinem Konkurrenten das mitzuteilen. Dazu passt auch, dass sein Blumenstrauß natürlich ebenfalls größer geraten ist als der, den Micky seiner Freundin schenkt. Nicht nur Micky, auch der Leser findet es widerlich, wie Siggi Sauer ein breites Dauergrinsen aufsetzt, Minni allzu offensichtlich anhimmelt und sich ständig mit einem "Liebe Minni" anbiedert. Alleine dafür lohnt es sich, die Geschichte zu lesen, auch wenn die Krimihandlung weder aufregend noch spannend geraten ist.

Beim Zeichner Asteriti, der zu skurillen Figuren und großem Detailreichtum neigt, scheiden sich die Geister. Sein Micky sieht mir ein wenig zu kindlich und verhuscht aus, ansonsten aber schätze ich seinen detaillierten Stil - auch wenn man nicht mehrere Geschichten von ihm hintereiander konsumieren mag, da sie sonst zu überladen wirken.

Von solidem Durchschnitt ist auch »Das unfehlbare Roskop«, das Goofy dazu bringt sein Haus an einen völlig Fremden zu verkaufen, der ihm einen sagenhaften Preis dafür bietet. Micky und den Lesern ist klar, dass der Käufer unmöglich nur an dem Anwesen interessiert sein kann, zumal Goofys Heim in einer verkehrsungünstigen Lage angesiedelt ist. Aber obwohl sich alle Beteiligten ziemlich sicher sind, dass es bei dem Kauf folglich einen Hintergedanken gab, dauert es eine Weile, bis Micky dahintersteigt, um welchen Gedanken es sich dabei handelt. Denn hier liegt er ausnahmsweise nicht richtig mit seiner ersten Annahme, die auf ein gewöhnliches und naheliegendes Verbrechen zielt. Für den eigentlichen Grund muss er ein bisschen stärker nachgrübeln - und hier geht es diesmal um mehr als um um die Festnahme eines Verbrechers, denn Kommissar Hunter wurde in den Streifendienst strafversetzt und muss den Fall knacken, um wieder an seinen alten Posten zu gelangen. Allerdings leistet auch hier wieder einmal Micky die ganze Vorarbeit, während der nette Kommissar am Ende nur die Festnahmen erledigt. Das ist schade, schließlich ist Kommissar Hunter eigentlich nicht so dumm oder unfähig, dass er keine Fälle allein lösen könnte. Hier jedoch wirkt er mehr als hilflos und hätte sich ohne Micky wohl entgültig aus dem Kommissarendienst zurückziehen müssen. Ein wenig fragwürdig ist der Schluss der Geschichte, der Goofys unbeirrten Glauben in sein Horoskop zu bestätigen scheint - auch wenn es sich hier nur um einen Comic handelt, wäre Kritik an diesem Fatalismus meiner Meinung nach eher angebracht gewesen.

Die eindeutig schwächste Geschichte, sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch, ist »Micky und die Bomben-Sache«. Dabei ist der Beginn noch durchaus verheißungsvoll: Micky und Goofy werden um ein Haar überfahren, finden dann jedoch nur ein leeres Auto ohne Hinweise auf den Fahrer vor und geraten bei ihrem anschließenden Skiurlaub sogar in Lebensgefahr. Auch für Humor ist auf den ersten Seiten der Story noch gesorgt, wieder einmal durch Goofys Auftreten: So kommentiert er Mickys Feststellung, dass Wagen leer ist, mit der Bemerkung, es sei bestimmt ein »Geisterfahrer« gewesen - anscheinend interpretiert der gute Goofy hier mal wieder einen Ausdruck allzu wörtlich. Ebenso typisch für Goofy ist seine Schussligkeit, die dazu führt, dass er seine Skier verkehrt herum anschnallt und somit rückwärts den Abhang hinunterrauscht, gefolgt von Micky, der versucht, seinen Freund zu retten. Aber ab hier geht es dann nicht nur den Berg, sondern auch qualitativ schlagartig bergab. Micky und Goofy haben beim Lösen des Falls und bei ihrer Befreiung aus den Händen der Verbrecher eine gehörige Portion Glück, indem sie sich zwei Polizisten mitteilen können. Es ist sehr fraglich, wie sie sich gerettet hätten, wenn dieser Zufall nicht gewesen wäre. In dieses negative Deus-Ex-Machina-Schema passt auch, dass Micky am Schluss genau Bescheid weiß, wo seine Minni versteckt gehalten wird. Als Erklärung für sein plötzliches Wissen führt er an, dass er sich "inzwischen einiges zusammengereimt" habe. Die beiden Indizien, die er daraufhin anführt, die ihn auf die Lösung geführt haben, sind aber äußert vage und alles andere als eindeutig. Auch wenn Micky ohne Frage ein cleveres Köpfchen ist, erscheint es sehr unrealistisch, dass er allein dadurch auf Minnis Versteckt gekommen ist. Dazu kommt noch, dass seine Freundin nach Aussagen der Gangster ja an eine Zeitbombe gefesselt ist, es also eigentlich um Leben und Tod gehen müsste, doch stattdessen ist Micky gut gelaunt und hat keinen Zweifel, dass er Minni in Kürze befreien wird.

Auch zeichnerisch kann diese Geschichte nicht recht überzeugen. Pier Lorenzo de Vita ist zwar der Vater des berühmten Disney-Zeichners Massimo de Vita, der für viele der heutigen LTB-Comics zuständig ist, aber die Figuren des Seniors könnnen absolut nicht mithalten. Die Gesichter der Hauptfiguren sind allesamt etwas unförmig geraten und Micky sieht hin und wieder sogar eher unsympathisch aus. Insgesamt tendieren alle Charaktere dazu, mit zu langen Gesichtern dargestellt zu werden. Seine Duck-Zeichnungen in anderen Bänden gefallen mir dagegen besser, aber in dieser Geschichte will leider keine Wärme mit den Figuren aufkommen.

Deutlicher besser und auch interessanter ist die letzte lange Geschichte des Bandes, »Ein Gespenst, das keines war«. Es ist eine Geschichte innerhalb einer Geschichte, da sie einen Film darstellt, in dem Micky und Goofy sich selber spielen - allerdings wird das nur ganz am Anfang bzw am Schluss erwähnt und spielt für die Handlung selber keine Rolle. Alle Goofy-Fans können sich freuen, dass er hier einmal nicht nur Mickys Freund und ständiger Begleitert ist, sondern selber im Mittelpunkt steht. Sein merkwürdiges Verhalten liefert Micky erst, wenn auch unbeabsichtigt, den Anlaufpunkt, um sich mit der alten Burg und seinem gespentischen Bewohner näher zu befassen. Auch für Humor wird gesorgt, vor allem durch Goofys verquere Denkweise. Da seine Geburtsurkunde im Rathaus nicht auffindbar ist, geht Goody logischerweise davon aus, dass er nicht existieren kann, hält sich für ein Gespenst - und den spukigen Bewohner der Burg für einen möglichen Urahn. Das Geburtsdatum und -ort von William Shakespeare, das er auf ein Stichwort Mickys wie aus der Pistole geschossen nennen kann, hat sich mir seit Grundschulzeiten ins Gedächtnis gebrannt - da soll noch einer sagen, Comics seien nicht auch lehrreich. ;-) Gerade für Kinder ist es auch definitiv eine unheimliche Geschichte mit hohem Gruselfaktor. Allein das Bild des schlafwandelnden Goofy, wie er durch die Gewitternacht wandert und ohne Zögern in die düstere Burg hineingeht, hat durchaus Gänsehautpotential. Noch unheimlicher wird es, als das Gespenst auftaucht und dafür sorgt, dass die unliebsamen Besucher für eine Weile eingesperrt werden. Gegen Ende hin gerät die Story dennoch ein wenig ins Schwächeln, da man aufgrund der zuvor aufgebauten Spannung eine spektakulärere Auflösung erwartet. Aber davon abgesehen ist es eine gute Geschichte, die überzeugen kann.

Den Abschluss bildet die zweiseitige Mini-Geschichte »Goofy und der Bärenhunger«, die schon allein auf ihrer Kürze nichts Besonderes ist, aber einen netten,humorvollen Ausklang bietet. Für Puristen dürfte ein wenig störend sein, dass man nicht erfährt, ob es sich bei Mickys Neffen nun um Mack oder Muck handelt (die sich bekanntlich gleichen wie Donalds Neffen Tick, Trick und Track).

Wie bei allen Lustigen Taschenbüchern ist vor allem der Preis mittlerweile ein Grund, sich den Kauf gut zu überlegen. Kostete der Band bei seinem Kauf in den achtziger Jahren nur 5 Mark, so muss man heute dafür bereits 4,20 hinblättern - also bald doppelt so viel für knapp 250 Seiten Lesespaß. Dafür, dass man einen Comicband ja noch viel schneller durchgelesen hat als ein normales Buch, ist das sehr teuer. Wenn man davon absieht, bietet "Das falsche Gespenst" alias "Miky greift ein" gute und solide Unterhaltung, auch wenn nicht alle Geschichten überzeugen können.

Fazit:
Den Leser erwartet ein Band mit sieben Micky-Geschichten mit sechs langen und einer sehr kurzen Story. Die Qualität schwankt, sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch, aber nur eine Geschichte ist als echter Tiefpunkt zu bezeichnen. Auch wenn es sich bei fast allen um Detektivgeschichten handelt, bietet der Band eine gute Mischung. Beispielsweise spielt eine der Stories in Wildwestumgebung, eine andere auf einem Gruselschloss, sodass für Abwechslung vom Entenhausener Alltag gesorgt wird. Ein Manko ist leider der aktuelle Preis, der für ein schnell gelesenes Comic zu hoch geraten ist.

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