(70) Benjamin und Bibi in Indien
Inhalt:
Der Neustädter Zoo erhält unerwartet hohen Besuch: Der Hofmarschall des Maharadschas von Wischnipur ist gekommen, da sein Herr Benjamins Hilfe braucht. Sein weißer Lieblingselefant Nandu, verweigert seit einiger Zeit die Nahrung und wird immer schwächer. Niemand weiß, was ihm fehlt. Da Benjamin sowohl die Elefanten- als auch die Menschensprache spricht, soll er herausfinden, worunter Nandu leidet. Benjamin und seine Freunde werden eingeladen, sofort mit nach Indien zu fliegen. Während Herr Tierlieb und Wärter Karl aus Zeitgründen ablehnen, sind Benjamin und Otto begeistert.
Zufällig kommen in diesem Moment Bibi Blocksberg und Karla Kolumna auf Bibis Besen vorbei. Der Hofmarschall ist beeindruckt von Bibis Flug- und Hexenkünsten und läd die beiden Frauen kurzerhand mit nach Indien ein.
In Wischnipur werden die Freunde sehr herzlich vom Maharadscha epmpfaangen. Benjamin und Otto schlafen freiwillig in einem luxuriösen Elefantenhaus, Bibi und Karla lassen sich im Palast verwöhnen. Bald werden sie mit Nandu, dem kranken Elefanten zusammengeführt. Sie finden heraus, dass Nandu unter großer Traurigkeit leidet, ohne dass er den Grund dafür wüsste. Bibi ahnt, dass jemand ein böses Spiel mit dem Elefanten treibt. Aber warum? Gemeinsam kommen die Freunde einem gefährlichen Geheimnis im Palast auf die Spur ...
Bewertung:
Bibi und Benjamin auf einer Kassette und dann auch noch zusammen in Indien - das verspricht ein besonders lustiges und spannendes Abenteuer zu sein. Und wenn man von kleinen Schwächen absieht, dann geht diese Erwartung auch voll auf.
Exotische Kulisse
Wie in allen Folgen, die in einer anderen Umgebung als im bekannten Neustadt spielen, umgibt die Geschichte schonmal grundsätzlich ein besonderes Flair. Bibi hat ja bereits Erfahrung mit Indien, schließlich verbrachte sie schon die Folge Nr 50 "im Orient". Während sie sich dort mit dem Bürgermeister, einem Sultan und einem Flaschengeist herumschlug, wird es hier mit dem Geheimnis um den kranken Elefanten mindestens ebenso abenteuerlich. Die fremdländische Atmosphäre wird für ein Kinderhörspiel gut eingefangen. Benjamin, Bibi und ihre Freunde genießen den Aufenthalt im atemberaubenden Palast des Maharadschas. Karla nutzt die Gelegenheit zu kleinen Schäkereien mit dem mächtigen Herrscher, während Benjamin zu seiner Entzückung Zuckerstückchen in allen denkbaren Farben vorgesetzt bekommt - sogar Curry-Zuckerstückchen dürfen nicht fehlen.
Für Spannung ist gesorgt, denn von Anfang an ist klar, dass der weiße Elefant Nandu nicht unter einer ganz gewöhnlichen Krankheit leidet. Nach und nach stellt sich heraus, dass jemand ein böses Spiel mit dem kranken Elefanten Nandu treibt. Bibi ermöglichst ihm mit einer Hexerei dazu, dass er kurze Zeit mit menschlicher Sprache reden kann - aber ehe er alles Notwendige gesagt hat, verfliegt die Wirkung wieder.
Viel zu lachen
Die Dialoge dieser Folge sind diesmal besonders humorvoll geraten. Das zeigt sich schon an Anfang, als der Hofmarschall von Herr Tierlieb zunächst einmal für Wärter Karl gehalten wird - zu unglaublich erscheint das Gerede vom Maharadscha und von Wischnipur. "Och, Karl, lass doch den Unsinn, verkleiden kannst du dich am Fasching!" Erst als er das luxuriöse Autor vor dem Eingang entdeckt, schwant Herr Tierlieb, dass er seinem Besucher Unrecht getan hat. ;-)
Verwirrung herrscht auch beim Hofmarschall, als er Bibi und Karla auf dem fliegenden Besen erspäht und in ihnen "die Rachegöttin in doppelter Gestalt" zu erkennen meint. "Sprechende Elefanten ... fliegende Frauen ... Deutschland ist voller Wunder", lautet das Fazit des Hofmarschalls, das man ihm nicht verübeln kann.
Karla Kolumna riskiert wie üblich eine besonders kesse Lippe. Das Angebot, im Palast zu übernachten, nimmt sie mit Freuden an, denn schließlich wollte sie schon immer mal einen Maharadscha beim Schnarchen hören - was der Hofmarschall mit einem pikierten Räuspern zur Kenntnis nimmt.
Ein lustiger Running Gag, der sich durch die gesamte Folge zieht, ist das ständige Auftauchen des Hofmarschalls wie aus dem Nichts, das er stets trocken mit "Ich bin überall und nirgends" erklärt. Bibi geht seine Anwesenheit irgendwann so auf die Nerven, dass sie ein treffendes "Nirgends wäre uns lieber" zurückgibt. Wenig begeistert ist sie auch von seiner Aussage gegenüber dem Maharadscha, er habe Bibi und Karla Kolumna "zu seiner Erheiterung" mitgebracht. Der Maharadscha kommt dagegen trotz seiner imposanten Stellung vom ersten Auftritt an sehr sympathisch rüber. Somit erklärt er seinen Besuchern, dass ein Kniefall nicht von Nöten ist und hat auch kein Probelm damit, von Karla Kolumna mit "Hoheitchen" angeredet zu werden. Karlas Respektlosigkeit gegenüber Amtspersonen kennt man zwar bereits von ihrem Streitigkeiten mit dem Bürgermeister, aber hier stößt sie mal nicht auf Widerstand.
Kleine Schwächen
Neben den gewohnten Charakteren sorgen vor allem der Hofmarschall und der Maharadscha für die besondere Würze in dieser Folge. Beim Hofmarschall ist man sich zunächst nicht ganz sicher, was man von ihm halten soll. Er begegnet Benjamin und seinen Freunden in Deutschland mit ausgesuchter Höflichkeit, wirkt dabei jedoch von Anfang an aalglatt. Dieses Gefühl steigert sich noch, als er in Indien immer hochnäsiger und besserwisserischer auftritt und die Freunde keinen Moment lang aus den Augen lässt. Leider ahnt man für meinen Geschmack dadurch viel zu schnell, dass er etwas zu verbergen hat. Das gilt selbst für die kleinen Hörer. Natürlich handelt es sich bei "Benjamin Blümchen" um keine Krimi-Reihe, aber trotzdem kann man auch Kindern etwa im Grundschulalter etwas mehr Cleverness zutrauen. So rutscht dem Hofmarschall ein überdeutliches "Sehr schön!" heraus, als Benjamin erzählt, dass Nandu den Grund für sein Leiden nicht kennt. Während sich Benjamin in seiner gewohnten Naivität davon nicht irritieren lässt, dürften selbst die jüngsten Hörer spätestens ab dem Punkt wissen, dass der Hofmarschall einiges zu verbergen hat.
Unlogisch ist außerdem, dass Bibi hier ohne Probleme Nandu zum Sprechen bringen kann. In anderen Folgen kann sie manchmal, nachdem sie Tiere sprechend gehext hat, den restlichen Tag über nicht hexen. Außerdem wäre es sowieso nicht notwendig gewesen, da ja Benjamin mit Nandu auf elefantisch kommunizieren kann.
Sehr gute Sprecher
Besonders hervorzuheben ist der Sprecher des durchtriebenen Hofmarschalls Sanur,
Jürgen Thormann. Seine sonore Stimme ist ideal geeignet, um vor den Augen der Hörer das Bild eines distinguierten und leicht arroganten Hofmarschalls erscheinen zu lassen. Der eine oder andere Hörer kennt seine Stimme eventuell aus Gastauftritten in anderen Hörspielserien wie "Die drei ???" oder "TKKG". Wie variabel er seine Stimme einzusetzen vermag, merkt man, wenn man ihn als Grummel Griesgram in der Reihe "Regina Regenbogen" ausmacht. Darüberhinaus ist er auch als Schauspieler tätig und synchronisiert unter anderem für Michael Caine.
Fazit:
Ein unterhaltsames, witziges und aufregendes Abenteuer im fremdländischer Umgebung. Das Besondere an der Geschichte ist nicht nur der Schauplatz in Indien, sondern auch das Serien-Crossover von Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen innerhalb einer Folge, das es nur in wenigen Episoden gibt. Obwohl die Handlung ein wenig zu vorhersehbar verläuft, verspricht sie viel Aufregung und eignet sich zum Immer-Wieder-Hören.
Sprechernamen:
Benjamin Blümchen: E. Ott
Otto: K. Primel
Wärter Karl: T. Hagen
Herr Tierlieb: H. Wagner
Hofmarschall Sanur: J. Thormann
Karla Kolumna: G. Fritsch
Maharadscha: C. Rhode
Erzähler: J. Nottke
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